Grammophon aus Kirchners Haus
Der Boléro von Maurice Ravel, 1928
In einem Brief an seine Frau Erna Schilling schrieb Ernst Ludwig Kirchner am 15. April 1931, dass er mit seinem Grammophon Poulenc, Strawinsky und Ravel hörte. Es ist davon auszugehen, dass dazu auch der populäre Boléro gehörte, den der Komponist Maurice Ravel bei der Plattenaufnahme mit dem Lamoureux-Orchester in Paris selbst dirigiert hatte.
Three O’Clock In The Morning“ von Julián Robledo, 1919
Der amerikanische Bandleader Paul Whiteman spielte mit seinem Orchester „Symphonic Jazz“, Tanzmusik, bei der Jazzelemente mit klassischer Musik vermischt wurden. Damit brachte er den Jazz, der zuvor als exotische Musik der Afroamerikaner gegolten hatte, einem breiten Publikum nahe. Seine Platten wie der 3,5 millionenfach verkaufte Walzer „Three O’Clock in the Morning“, wurden in den USA und in Europa gerne gespielt.
La Cumparsita von Gerardo Matos Rodíguez
Der Tango „La Cumparsita“, der oft als „Tango aller Tangos“ bezeichnet wird, wurde 1917 eigentlich als Karnevals-Marsch komponiert. Noch im gleichen Jahr erschien eine Tangoversion, die in verschiedenen Arrangements ab Mitte der 1920er Jahre auch in Europa häufig gespielt wurde.
Ernst Ludwig Kirchner schreibt bereits 1920 von vielen Besuchern, die zu ihm kamen, um zur Musik, die auf seinem neuen Grammophon gehört wurde, zu tanzen. Unterschiedliche Grammophonmusik erklang aber auch bei Tanzveranstaltungen und gesellschaftlichen Zusammenkünften in den Hotels und wurde bis zum Überdruss als Abwechslung im Kuralltag in den Sanatorien eingesetzt.
Entstehungszeit und Herkunft legen nahe, dass dieses Grammophon Kirchner gehörte. Neben Märschen hörte er moderne klassische Musik. Die Bauern seines Umfelds tanzten dazu. Auch in den Sanatorien sorgten Grammophone für Abwechslung. In der Literatur wird Davos sogar als „Grammophonberg“ tituliert. Wenig erstaunlich, dass das Gerät auch in Thomas Manns Zauberberg eine Schlüsselrolle spielt.